Zum bundesweiten Tag der Architektur war das Stadtbad Aachen wieder einmal Treffpunkt für Freunde der Kunst- und Architektur.

Unter dem Titel“ Raum und Kunst“ stellten aus:
Der Aachener Goldschmied und Metallbildhauer Albert Sous, der Düsseldorfer Bildhauer Clemens Pasch, der Aachener Fotograf Anderas Herrmann, Bildhauer Volker Steinhäußer Köln/ Toscana und Medienkünstler Jürgen Claus München/ Eupen.

Dr. Said Mansouri begleitete mit Saxophon musikalisch die Ausstellung. Es sprach die Architektin Ina Marie Orawiec.

Wir haben ein paar Ausschnitte aus dem Vortrag „Was ist Raum?“ von  Ina Marie Orawiec sowie Pressestimmen zusammengefasst.

Bild Raum & Kunst Stadtbad Aachen

 

„Was ist Raum?“

Hier ein paar Ausschnitte aus dem Vortrag „Was ist Raum?“ von Frau Diplom-Ingenieurin Ina-Marie Orawiec:

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Die Frage, wie sich die Kunst zum Raum verhält, ist ein weites Feld. Man könnte bei den Höhlenzeichnungen der Frühsteinzeit beginnen und ohne Mühe fünfzigtausend Jahre Kunstgeschichte bis heute Revue passieren lassen. Diese Allgemeingültigkeit des Themas bietet also Anlass für Zuspitzung und Thesenbildung, angesichts der seit langem geführten Debatte um das „Verschwinden des Raumes“. Am virtuellen Raum des Internets wird besonders gut ersichtlich, dass eine „neue“ Raumauffassung nötig ist, die den Raum nicht mehr als einen bloßen Behälter versteht, in dem sich Menschengruppen und Kulturen befinden. Das Raumverständnis der Gegenwart wird aus dem Ergebnis sozialer Beziehungen, das dem Interesse und Handeln einzelner Individuen oder Gruppen entspringt, geprägt. Der natürliche (oder reale) Raum wird durch die für das Subjekt sozial und kulturell überformte Raum-Wahrnehmung bzw. -konstruktion dominiert.

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Wir sprechen und meinen den fotografischen Raum, den montierten Raum, den bildnerischen, den fiktiven, den reale und den sozialen Raum, schließlich auch „Körper im Raum“ – alle diese hat Asgar Adami in seinem Stadtbad angeordnet – in berückender Gleichzeitigkeit. Das meinte er wohl, als er dieser Ausstellung den Titel „Kunst & Raum“ gab.
Jedes einzelne der ausgestellten Werke vereint in sich die meisten dieser Kategorien gemeinsam: Ist in seinem Umgang mit Raum nun einmal bildnerisch, fiktiv, real, sozial, körperhaft und montiert.

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Andreas Herrmanns (der Moderne – relativ) abstrahiert Gebäudeelemente wie Dach und Stütze oder Fassaden in Raumstrukturen, die zum einen die Frage nach der Abbildhaftigkeit von Bildern aufwerfen, gleichzeitig aber durch das zweidimensionale Medium der Fotografie plötzlich ganz konkret „bildlich“ werden lassen; die das Denken von Raum als Fläche bei den abstrakten Kompositionen auf höchst gegensätzliche Weise nachvollziehbar machen. Verfremdung von Raum in die Illusion. Ist das ein Vorgeschmack in die grenzenlose Unendlichkeit? Aber es sind keine Bild-Collagen, sondern die fremde (befremdliche) steile (verzerrte, stürzende) Perspektive, die uns eine (absichtsvolle) Illusion vorgaukelt und doch ein Abbild der Realität ist. Ich stelle mir vor, wie Andreas Herrmanns das Hubble-Teleskop in das All hält und frage mich, wie er uns die Augen für den Welt(en)raum öffnet?

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Als hätte der Künstler Volker Steinhäuser einen Abdruck von den Phantomschmerzen seiner Modelle genommen. Es sind die hohlen Raummasken der menschlichen Unzulänglichkeiten und ihres Alterns – so erscheinen die überlebensgroßen Gestalten. Die Darstellung der Welt als Gewebe. Die Daseinskonstitution wird zu einer dreidimensionalen Struktur weiter verdichtet. Das Seelische, das Geistige ist der Gegenstand der Verräumlichung in seinen Objekten.
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Albert Sous Durch den Raum wandernd, verschieben sich bei der Betrachtung des Delphins im Hof die Kanten und Reflexionen des Lichtes auf der metallenen Oberfläche. Es ergeben unzählige Ansichten und sie stehen im scheinbaren Widerspruch zu der Konkretheit des scharfkantigen Objektes. Ohne den Meeressäuger seinem eigentlichem Element, dem Wasser vorzufinden, scheinen wir dennoch den durch die Wasserbrechungen fragmentierten Eindruck von einem Delfin zu haben. Die Betrachter sind in der Spiegelung ihres Ansitzes Bestandteile sowie Vollender des Kunstwerks. Partizipation ist erwünscht!

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Am Ende Ihres Rundgangs transformiert Jürgen Claus den Maschinenraum des Stadtbads durch die fließenden Bilder seiner pionierhaften Filmexperimente (Ende der sechziger Jahre). „Panta rhei“ möchte man ausrufen. Eine Unterwasserperformance, mit denen er das Vordringen des Kunstraumes bis in lebensbedrohliche Tiefen des Wassers, in der der Mensch ohne technische Unterstützung nicht überleben kann, demonstriert.
Er lässt mit Hilfe der Kamera und der Bildbearbeitung, der Klangkomposition einen „imaginierten Bildraum“ entstehen, der im Maschinenraum wie eine Spektralfarben-Analyse erscheint. Licht und Stoffe, Menschen und Objekte – ja die Substanz Wasser selbst scheinen im Raum zu schweben, räumlich versetzt und einander überlagernd bzw. ergänzend, sich zu einem „Tanz“ zusammenfindend.

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Die Auswahl der Werke im Stadtbad zeigt „viel“ Raum in der Kunst, wenn dieser schon nicht mehr philosophisch gedeutet oder mathematisch/physikalisch erklärt werden kann. Einsteins Theorien revolutionierten das Raumverständnis im 20. Jahrhundert. Ihm gelang es, den absoluten Raum Newtons als Bezugssystem für den relativen Raum zu widerlegen. Raum und Zeit sind nicht mehr konstant. Raum und Zeit sind veränderlich. Raum und Zeit definierte Einstein als relative Größen einer vierdimensionalen Raum-Zeit. Und jetzt? In der Begegnung mit dem Kunstwerk ahnen wir, dass der Raum nicht unendlich, aber grenzenlos ist.

Pressestimmen zur Ausstellung Raum & Kunst

Bild Artikel Aachener Nachrichten Stadtbad Aachen

 

Ausstellung „Raum und Kunst“ zeigt mehr als Fotografien. Fünf Könner an der Kamera präsentieren ungewöhnliche Perspektiven.

Von Anna Louisa Goblirsch

Es ist ein Thema, das fasziniert und sich auf ganz unterschiedliche Weise darstellen lässt: der Raum. Wie unterschiedlich sich Künstler damit auseinandersetzen, zeigt die Ausstellung „Raum und Kunst“, die nun im Stadtbad Aachen eröffnet wurde. Zu sehen sind dort die künstlerischen Interpretationen von Albert Sous, Clemens Pasch, Andreas Herrmann, Volker Steinhäußer und Jürgen Claus.

Lesen Sie hier den ganzen Artikel Galerie zeigt neue Perspektiven und Blickwinkel im sanierten Stadtbad der Aachener Zeitung.